fltr: Jakob Francisco, Lena Stewens, Joschua Yesni Arnaut
Es geht nicht um Illusionen. Denn es ist längst keine Frage von Relevanz mehr, was echt ist und was nicht. Allein was sein könnte genügt uns mittlerweile an Wahrheitsgehalt. Ebenso vergeblich ist es, die gelebte Erfahrung in strenge digitale und reelle Kategorien zu sezieren. Das Digitale ist unabdingbar mit dem echten Leben verwachsen. Die Realisierung der Ausstellung thematisiert viel mehr das Überwinden von eingeschränkter Ideenvermittlung beziehungsweise von der physischen Kulturerfahrung. Die gezeigten Werke sind in dieser spezifischen Galerie in ihrer 3-Dimensionalität so nie zusammen gekommen. Einerseits wegen der noch fehlenden Einladung, andererseits aus den der aktuellen Zeit geschuldeten globalen Einschränkungen und den daraus resultierenden logistischen Gründen.
Eine Idee jedoch kann auf diversen Wegen transportiert werden.
Die Arbeiten der KünstlerInnen Joschua Y. Arnaut, Lena Stewens und Jakob Francisco kommunizieren im klassischen Sinne einer kuratierten Gruppenausstellung in den Parametern eines White Cubes miteinander und setzen dabei lediglich ihr digitales Echo in die Welt.
Joschua Y. Arnaut vollzieht in seinen Werken “Soft Neck Ting” und “Habitual Line Stepper” eine sowohl gestische, wie auch konzeptionelle Aufarbeitung identitärer Fragen. Angelehnt an seine fotografische Handschrift provoziert er eine Art Verdichtung, welche sich hier in der Materialität seiner Arbeiten ausdrückt. Durch den Austausch generischer Werkzeuge mit Objekten starker persönlicher Konnotationen weist der Künstler dem Bearbeitungsprozess dieser Plaster eine weitere geladene Ebene hinzu und rückt diese in den Vordergrund.
Die Werke der Künstlerin Lena Stewens entstammen der Installation für ihre Ausstellung “Moloch The Loveless” im Off Space “Die grotte”. Hierfür erschuf die Künstlerin Reliquien-artige Objekte, die ihren Zwiespalt der Romantisierung des Großstadtlebens und dessen von Kompromiss erfüllter Destruktivität manifestieren.
Wärenddessen kommentiert die Werkserie “unsteady privacies” von Jakob Francisco die Deflektion von Grenzen in urbanen Lebensräumen. Der Künstler sucht gezielt nach Konfrontationen geplanter und ungeplanter Abgrenzungen und Öffnungen von privaten und öffentlichen Orten. Man kann seine multi-medial geschichtete Arbeitsweise als Aneignung und Betonung der komplexen Selbstdarstellung von Metropolen in sich und aus sich selbst heraus lesen.
(Text: Lena Stewens)
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